60 Jahre Elysée-Vertrag: Wieso das ein persönliches Anliegen ist

Die deutsch-französische Freundschaft bleibt Herzenssache

Die deutsch-französische Freundschaft beschäftigt mich seit frühester Jugend. Ich komme seitens meiner Mutter aus einer frankophilen Familie. Mein Onkel Wolfgang wird mich da mit geprägt haben. Er war Frankreich-Fan durch und durch. Und er war gegen jeden Krieg – kein Wunder bei der Verwundung, die er im Zweiten Weltkrieg davongetragen hatte.

Ich bin aber auch in dem Bewusstsein groß geworden, dass Krieg kein Mittel der Politik sein darf – da mag Clausewitz geschrieben haben, was immer er wollte – Krieg ist ein Zustand, in dem die Zivilbevölkerung unglaubliches Leid auf sich nehmen muss. Aber mit diesem wunderbaren Land und seinen wunderbaren Menschen eine Erbfeindschaft verbinden? Ernsthaft?

Das war niemals für mich ein hinzunehmender Zustand und wenn ich mich nach meinem Abitur dazu entschlossen hatte, Französisch-Lehrer zu werden, dann auch darum, jungen Menschen in Deutschland wie in Frankreich die jeweiligen Menschen jenseits der Grenze näherzubringen.

Das war auch damals halbwegs ein Leichtes. Es gab eine Unzahl an Fördermittel und Programmen, die dieses Unterfangen unterstützt haben. Ich weiß es, ich habe davon profitiert.

Mit 11 oder 12 Jahren gab es dann die Gelegenheit. Ein paar Freunde und ich hatten von dem Angebot der Stadt Gladbeck gehört – ich schätze es war gemeinsam mit dem Partnerschaftsverein – in die Partnerstadt Gladbecks nach Marcq-en-Barœul zu fahren. Meine Mutter wusste nichts von unserer Anmeldung. Ich bin heute noch verwundert, dass sie mich einfach fahren ließ, nachdem die Stadt dann bei uns angerufen hatte. Es war ein großartiges Abenteuer!

Mit 16 wohnte ich dann beim Frankreichaustausch in Klasse 10 wieder in Marcq, beziehungsweise in Bondue, einem Dörfchen neben Marcq bei Guillaume Beuscart und seiner Familie. Im Studium konnte ich dann sogar ein ganzes Jahr in Maubeuge an einer Schule arbeiten. ich wollte in dieses Land eintauchen, ich wollte es verstehen und ich wollte mein Wissen als Lehrer an junge Menschen weitergeben.

Meine Begeisterung für Frankreich haben viele in meinem Umfeld oft nicht verstanden und trotz dieser Begeisterung und bei aller Leidenschaft wird es immer schwerer meine Mitmenschen für unser Nachbarland zu begeistern.

Der Elysee Vertrag sieht seit 60 Jahren einiges vor: in gemeinsamen Konsultationen sollen beide Länder in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik an einer gemeinsamen Positionierung arbeiten. Da gibt es noch einiges zu tun. Und da gibt es einiges wieder neu zu tun! Denn eines hat zusammen mit der Europäischen Union der Vertrag ganz deutlich bewiesen: aus Freunden, die sich kennen werden keine Feinde.

In finanziell schwierigen Zeiten wurde und wird auch die Förderung dieses essentiellen Teils der Arbeit an einer europäischen Gemeinschaft eher zurückgefahren als ausgebaut. Andere Aufgaben sind noch dazu gekommen, beispielsweise die ebenfalls eminent wichtige Arbeit an der deutsch-polnischen Freundschaft. Aber ich glaube wir müssen aufpassen. Die Pflege neuer Freundschaften auf Kosten der alten gefährdet beide. Das haben solche Freundschaften mit der Demokratie gemeinsam: man sollte sie nie einfach als gegeben hinnehmen!

Bis dahin tue ich was ich kann. In meiner Schule, mit meinen Schülerinnen oder im Deutsch-Französischen-Ausschu des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, in den mich auf meine Bitte der LWL entsandt hat. Frankreich und unsere gemeinsame Freundschaft bleibt meine Leidenschaft.